Aktion Kopf hoch!
Neulich ging ich auf der Straße hinter drei Frauen meines Weges und wunderte mich über die eigenartige Kopfhaltung: Unnatürlich nach schräg vorne abgesenkt, alle drei Köpfe im gleichen Winkel. Vielleicht liegt ja was auf dem Boden, dachte ich. Das konnte aber nicht sein, da die drei in der gleichen Haltung immer weiter gingen. Beim Überholen sah ich dann den Grund: Sie schrieben auf ihren Handys. Drei Frauen, Mitte 40, gingen nebeneinander her und schrieben und schrieben…Sie sprachen nicht miteinander oder schauten sich an – nein, jede war in ihrer Welt, gemeinsam einsam.
Mir fällt auf, dass es nur noch wenige Menschen gibt, die beim Gehen und Stehen nach vorne schauen oder ihren Kopf in einer aufgerichteten Haltung tragen.
Schauen Sie sich um: Ob an der Supermarktkasse, an der Ampel, auf dem Spielplatz, im Restaurant, in der Arztpraxis, beim Friseur, auf dem Weg irgendwohin – dein Freund und Begleiter, bekommt alle Zuwendung und gibt, so scheint es, alles, was der Mensch für seinen Informations- und Kommunikationsbedarf braucht, und das gilt offenbar für alle Altersklassen.
Als ich kürzlich in einem Restaurant war, saßen am Nebentisch 5 junge Menschen, von denen 4 auf ihr Telefon starrten, einer sich die Hände rieb und immer unruhiger wurde. Er war in einem anderen Film, gehörte nicht dazu. Seine Sinne nahmen die Umwelt war, er sah die Geschäftigkeit, roch das Essen, hörte das Geklapper der Teller, grüßte jemanden, der vorbei ging und Als das Essen kam, legten sie die Telefone neben den Teller, aßen und schrieben nebenbei weiter.
Kürzlich las ich, dass wir wohl eine neue Zivilisationskrankheit unser eigen nennen können: Den „Handydaumen“. Durch zu viel einseitiges tippen und wischen auf dem Display, häufen sich die Arztbesuche von Menschen, denen die Daumen schmerzen. Sicher, die haben nur nicht die richtige Technik, das passiert nur Anfängern!
Hauptsache, die Knick-Kopfhaltung führt nicht auch zu Schmerzen in der Halswirbelsäule, aber auch das passiert ja bestimmt nur den Anderen…
Kinder ahmen uns und unsere Körperhaltung nach, sie kopieren auch unseren Umgangsstil mit den Medien. In Schulen gibt es Medienelternabende, Vorträge über Medienkompetenz werden gehalten, Zeitungsartikel klären auf, über den „richtigen“ Umgang mit dem Handy auf und Erziehungsberater haben gut zu tun, verzweifelte Eltern Handysüchtiger Kinder, zu unterstützen.
Wir wollen aber doch Kinder, die in die Welt schauen, die sehen, wohin sie laufen, die MITEINANDER spielen, sich anschauen, beschreiben können, wen oder was sie heute gesehen haben, aufmerksam und wahrnehmungsfähig!
Geradewegs überrascht war ich heute morgen, als ich an der Ampel stand und eine Frau mit ihren zwei großen Kindern (vielleicht 18/20 Jahre) stehen sah. Eine von ihnen erzählte offensichtlich etwas, die beiden anderen schauten sie an und lachten aus vollem Herzen!
Also: Lasst uns den Kopf wieder hoch tragen, lasst uns ein Ziel vor Augen haben, anderen Menschen in die Augen schauen, ein Lächeln verschenken und jetzt und in diesem Augenblick dem Leben begegnen!